Kristallglasfabrik A.

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Es war und ist auch heute noch ein ungeschriebenes Gesetz, Betriebe dort zu errichten, wo Rohstoffe in genügender Menge vorhanden und möglichst billig sind. Durch den Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Berlin und München wurde die Region ideal erschlossen und die Anbindung an die weite Welt begann. Da hier alle Rohstoffe zur Herstellung von Bleikristallglas günstig vorhanden waren, siedelten sich viele Kristallglasfabriken an. Zur Herstellung von Glas benötigt man Quarzsand, Pottasche (wurde ab 1809 durch Soda und Glaubersalz ersetzt) und Kalk. Die Geschichte dieser Fabrik geht bis in die 1920er Jahre zurück, 1932 kaufte Karl H. die stillgelegte Klarahütte und baute sie um. Bereits 1935 konnten die ersten Schleifstellen ihrer Verwendung übergeben werden.

Im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945 wurde die Fabrik zur Herstellung kriegswichtiger Waren, Weckgläsern aus bleiarmen Glas, herangezogen. 1936 hatte die Firma H. bereits 270 Beschäftigte. Als 1944 Karl H. sen. verstarb, übernahm sein ältester Sohn Karl die Führung des Betriebes, der zweitälteste Sohn Hermann leitete den Betrieb in W., der in Kristallglasfabrik A. umbenannt wurde.

Im Jahre 1970 zählte der Betrieb ca. 700 Beschäftigte, 700 Arbeitnehmer, die ihren Lebensunterhalt bei der Firma H. verdienten. Karl H. kann man durchaus als Vorreiter bei der maschinellen Glaserzeugung und -veredlung anerkennen

Im Mai 1990 fusionierten die Betriebe der beiden Brüder, doch nach wenigen Monaten zerbrach die Glasehe wieder. Die Katastrophe wurde am Freitag, den 26. Juni 1992 Wirklichkeit. Die Firma H. stellte Vergleichsantrag und rund 300 noch verbliebene Beschäftigte bangten um ihren Arbeitsplatz.

Im Juni 1995 stellte die Allgemeine Ortskrankenkasse für die Firma H. Konkursantrag, trotz Übernahmeverhandlungen mit potentiellen Investoren war des Unternehmen nicht mehr zu retten und schloss Ende Juli 1995 seine Pforten.

Wo über viele Jahre Familienväter ihren Unterhalt verdienten, blieb als unschöner Rest eine Bauruine, die auch heute, im Jahre 2022, einige tolle Motive bietet. Es sieht an einigen Stellen noch so aus, als wäre die Arbeit erst gestern niedergelegt worden.