Chemiewerk S.

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Das ehemalige Chemiewerk wurde 1990 abgerissen, lediglich das Gebäude der Hauptverwaltung steht heute noch. Es bestand hauptsächlich von 1941 bis 1945 und stellte den für die Nazis wichtigen T-Stoff (Wasserstoffperoxid) her, dieser diente als Antriebsstoff für Raketen, Turbinen und als Starthilfe für Flugzeuge.

Das Chemiewerk beschäftigte im Januar 1943 insgesamt 1.200 Personen. Diese Zahl blieb bis Kriegsende nahezu konstant. Ende 1944 zählte der Betrieb 1.257 Mitarbeiter, darunter zahlreiche ausländische Arbeitskräfte. Darunter 379 Fremdarbeiter (zumeist Italiener) und 131 Ostarbeiter/innen. Sie waren im Gemeinschaftslager O., das aus neun Wohn-, einer Wirtschafts- und Küchen- sowie einer Wasch- und Toilettenbaracke bestand, untergebracht. Gearbeitet wurde im 3-Schicht-Betrieb.

Nach Kriegsende nahmen die Alliierten das Werksgelände vorläufig in Besitz. Im Anschluss an die Demontage der Fabrik nutzten kleinere und mittlere Gewerbetrieb die ehemaligen Werkhallen des ehemaligen Chemiewerkes. Zwischen 1979 und 1984 ließ die Eigentümerin, die Industrie-Verwaltungsgesellschaft (IVG), die Hallen 1, 2 und 3 sowie die Verfüllstation und zahlreiche kleinere Gebäude abbrechen. Mit Ausnahme des ehemaligen Verwaltungsgebäudes, das heute dem stetigen Verfall ausgesetzt ist, veräußerte sie 1990 das gesamte Grundstück mit den ehemaligen Produktions-Gebäuden des Werkes zum symbolischen Kaufpreis von einer Deutschen Mark an die Stadt L. Der Übergang des verkauften Grundbesitzes erfolgte am 01.07.1990.

Zwischen 1990 und 1992 ließ die Stadt L. die noch verbliebenen Gebäude dem Erdboden gleichmachen. Mit Ausnahme des Verwaltungsgebäudes blieb von dem Werk nur wenig vorhanden. Bis heute wird vor Ort mit keiner Zeile über die frühere Rolle dieses Standorts informiert. Das Verwaltungsgebäude, das direkt an der Hauptstraße liegt, zeugt noch von der damaligen Architektur. Seit 2016 gibt es Planungen, auf dem 110.000 Quadratmeter großen Gelände einen Ferienpark mit 117 Ferienhäusern und insgesamt 1.032 Betten zu errichten. Die Planungen erhielten 2019 wieder neuen Aufwind. Aktuell liegt das Gelände des ehemaligen Chemiewerkes noch immer brach.